
Ein Seitensprung ist für viele Paare der ultimative Vertrauensbruch. Plötzlich steht alles auf dem Spiel: Die gemeinsame Geschichte, die Nähe, die Sicherheit. Wer betrogen wird, fühlt sich oft tief verletzt, gedemütigt und stellt sich eine der schwersten Fragen in einer Beziehung: Kann ich das verzeihen?
Manche Paare trennen sich sofort. Andere versuchen, weiterzumachen, aber das Vertrauen ist zerstört. Und dann gibt es diejenigen, die es schaffen – die trotz des Schmerzes eine neue Basis finden und ihre Beziehung sogar stärken.
Doch wie gelingt das? Kann eine Beziehung nach einem Betrug wirklich wieder funktionieren? Und was braucht es, um ehrlich zu verzeihen?
In diesem Artikel erfährst du:
Warum Betrug nicht nur ein „Ausrutscher“ ist
Viele gehen fremd, ohne es selbst genau zu verstehen. Es passiert nicht immer aus fehlender Liebe, sondern oft aus inneren Konflikten oder unerfüllten Bedürfnissen.
Häufige Gründe für Untreue sind:
Natürlich gibt es auch Menschen, die einfach egoistisch handeln. Doch in vielen Fällen steckt hinter einem Seitensprung eine tiefere Unzufriedenheit – entweder mit der Beziehung oder mit sich selbst.
Was das für dich bedeutet: Wenn du betrogen wurdest, liegt es nicht zwangsläufig an dir oder daran, dass du „nicht genug“ warst. Untreue ist oft komplexer, als es auf den ersten Blick scheint.
Die 3 Phasen nach einem Betrug
Ein Seitensprung reißt eine Beziehung in eine Krise – und jede Krise hat bestimmte Phasen. Wenn ihr es schaffen wollt, müsst ihr diese bewusst durchlaufen.
Phase 1: Der emotionale Schock
Was hilft? Raum für Emotionen. Der Betrogene hat das Recht, wütend, verletzt und unsicher zu sein. Doch der untreue Partner muss jetzt Verantwortung übernehmen – nicht bagatellisieren oder sich in Ausreden flüchten.
Phase 2: Die Entscheidung
Was hilft? Ehrliche Gespräche, ohne sich gegenseitig weiter zu verletzen. Keine übereilten Entscheidungen – die Emotionen sind noch zu stark.
Phase 3: Der Neuanfang oder das Ende
Was hilft?Wenn ihr bleiben wollt, müsst ihr nicht „zurück zur alten Beziehung“ – sondern eine neue Grundlage schaffen.
Verzeihen bedeutet nicht gleich Vergessen
Viele verwechseln Verzeihen mit Vergessen oder Unterdrücken. Doch wer einen Seitensprung einfach „schluckt“, trägt den Schmerz oft jahrelang mit sich herum – und das zeigt sich dann in unterschwelligen Vorwürfen, Misstrauen oder Distanz.
Das bedeutet nicht, dass man den Schmerz sofort überwindet. Aber es bedeutet, dass man nicht für immer darin gefangen bleibt.
Was hilft? Setzt euch klare Regeln: Was braucht es, damit der Betrogene sich sicher fühlen kann? Und wo ist die Grenze zwischen Transparenz und Kontrollzwang?
Kann man Vertrauen wieder aufbauen?
Ja, aber nicht durch Worte allein. Es braucht klare Taten.
Was der untreue Partner tun muss:
Was hilft? Fragt euch: Warum wollen wir es versuchen? Wenn die Antwort nur „wegen der Kinder“ oder „weil Trennung zu kompliziert wäre“ ist, dann fehlt oft die Basis für echte Heilung.
Wann eine Paarberatung sinnvoll ist?
Viele Paare versuchen es allein, scheitern aber daran, weil viele Emotionen im Spiel sind.
Eine professionelle Paarberatung kann helfen:
Manche Paare stellen erst in der Beratung fest, dass sie nicht weiter zusammenbleiben wollen – und das ist auch okay. Aber wenn ihr eine echte Chance wollt, kann eine neutrale Person oft genau den Perspektivwechsel bringen, den ihr braucht.
Was hilft? Wartet nicht zu lange. Je früher ihr euch Unterstützung holt, desto größer sind die Chancen, dass die Beziehung nicht aus Wut und Enttäuschung zerbricht.
Ist es möglich, Fremdgehen zu verzeihen?
Ja – aber nicht immer. Und nicht um jeden Preis.
Es kann funktionieren, wenn:
Es funktioniert nicht, wenn:
Am Ende ist es eine Entscheidung, die nur ihr als Paar treffen könnt. Manche Beziehungen zerbrechen daran, manche wachsen daran. Der entscheidende Punkt ist: Ihr müsst nicht zurück zur alten Beziehung – ihr müsst eine neue schaffen.
Und diese Entscheidung liegt ganz bei Euch. Nehmt euch Zeit, euch daran zu erinnern, was euch ursprünglich verbunden hat – die gemeinsame Geschichte, die Nähe, die geteilten Werte. Manchmal kann genau das der erste Schritt sein, um wieder zueinanderzufinden. Doch ebenso darf die Erkenntnis reifen, dass eine Trennung der heilsamere Weg sein kann. Beides ist mutig – und beides kann der Beginn eines neuen, ehrlicheren Lebensabschnitts sein.
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Christina Fichtner